Ich habe geliebt, ich habe gelebt
mit dir, du stolze Tanne!
In dieser Nacht das Herz mir bebt,
den Lippen entrollt ein Dankgebet
für dich, mein nächtlich Gespanne.
Du hast mich getragen
durch Sturmesnacht,
hast tapfer für mich gestritten,
hast ausgehalten der Kugeln Macht,
hast Wunden, gar tausend gelitten.
Nun steh´ ich noch einmal auf deiner Höh
und atme der Schönheit Strahlen.
Ob ich dich jemals wiederseh?
Hab ich das Glück? Hab ich das Weh?
Mir ist wie banges Ahnen.
Ein Blick hinunter auf Talesgrund
gebrochen, geknickt liegen viele,
ob´s Tannen, ob´s Menschen,
ob´s Häuschen sind:
sie erlagen dem grausamen Kriege.
Allein auf deiner Schönheit Gipfel,
entschwunden lag alles Leiden,
wenn rings um uns
raunten die Freundes-Wipfel,
da lebten wir auf alle beiden.
Und in luftigem Spiel,
und in hellerem Sang
vernahmen wir der Geschütze Klang
aus weiter Ferne von drüben!
Karl August Arnold
Schlosspark Deniécourt/ Somme-Front 1915