Aus dem Tagebuch von K.A.Arnold als Spähtrupp im August 1914,

 

kriegszeichnungen\regimentsstempel01.jpgWieder sind interessante Stunden und Tage vorüber. Wiederum musste ich in stiller, dunkler Nacht voraus und hatte tiefes Erleben!  Das Bataillon sollte weiter vorne Stellung beziehen.  Das war nur möglich von Abend bis Tagesanbruch. Also wurde nachts aufgebrochen, kein Wort wird laut gesprochen,  kein Ruf durchtönt die Stille, keine Zigarre  oder Pfeife darf erglühen.  Ich fahre allein den umheimlichen Waldweg. Der Mond verbirgt sein Gesicht hinter Wolken.  Kein Gewehrschuß ist zu hören. Es  ist nachts zwischen zwei und drei Uhr.  Mein  Tempo wird rascher in der furchtbaren Stille,  da  und  dort liegen dunkle  Flecken und aufgeblähte Körper von Roß md Reiter.  Haufenweis zusammengeschleppt liegen übel-riechende Leichen gefallener Türken und Franzosen.  Und plötzlich ein Ruck,  ich stürze vom Rad.  Schrecken erfaßt mich. Der Tod ergreift mich mit knöchernen, stinkenden Händen:  Ich liege auf den faulenden Resten zweier gefallener Türken. Die Linke umkrallt die Backen und Augenhöhlen, Gesicht und meine Rechte stoßen in die Rippen des entblösten Körpers.  Nun rette mich Tod oder Teufel.  Doch Pflicht ruft zum Bewußtsein.  Ich fahre rasch weiter und sehe mich nach zehn Minuten einem französischen Vorposten von drei Mann gegenüber.  Der Kommandeur und sein Begleiter kommen zu rasch hinten nach.  Sie drehen, als sie mein Warnungszeichen mit der elektrischen Lanze  sehen.  Zugleich sausen schon die Kugeln der Posten an meinem Ohr vorbei.  Ich stürze vom Rad.  Sie eilen herbei,  aber mein erster Schuss und der erste  fiel.  Die  zwei  anderen stoppen und  verbinden sofort den stöhnenden Kameraden. Auf einen leisen Pfiff rappelte  der ganze Wald zu beiden Seiten der Straße, Hundert Tritte dröhnen.  Ich ahne Gefahr,  schwing mich aufs  Rad.  Da pfeift´s auch schon und ein schriller, brechender Knall  und noch einer sitzt in meinem Rad. mein Blut kocht,  all meine Kraft raff´ ich zusammen, der Kommandeur jagt schon davon. Zwei Schuss durchrissen die Speichen am Vorderrad,  einer durchbohrte die Lenktange,  doch kam ich mit heiler Haut davon.  Der Feind,  bis  zu hundert Mann stark jagt auch schon auf die Straße  und die herankommenden zwei Haubitzebatterien, die nun rasch, aber in Ruhe Krach machen und davonjagen. Ohne ernstlichen Verlust - nur Streifschüsse - gelangten wir zurück und fanden geeignete Stellungen, wo sofort Deckungen gegraben wurden.

Schnell hatten die deutschen Truppen fast ganz  Belgien und einige Gebiete in Nordostfrankreich erobert.  Schon im Herbst in der Schlacht an der Marne kam der deutsche Vormarsch zum Stehen.  Der Stellungskrieg in Flandern vor Verdun und in Nordfrankreich mit seinen ungeheuren  Menschenopfern hatte begonnen.